Gambia liegt an der Westküste des afrikanischen Kontinents und ist mit 11.295 km² dessen kleinster Flächenstaat. Die ungefähr 740 Kilometer lange Grenze folgt auf einer Länge von etwa 480 Kilometern sowie einer Breite von zehn bis 50 Kilometern dem Verlauf des Gambia-Flusses. Abgesehen vom Küstenabschnitt ist Gambia vom zwanzigmal größeren Senegal umschlossen. Häufig wird das Land als eine Enklave bezeichnet, was aber den Zugang zum Atlantischen Ozean nicht berücksichtigt. Der ungewöhnliche Grenzverlauf Gambias wird mit der weit verbreiteten Geschichte erklärt, britische Schiffe hätten vom schiffbaren Teil des Flusses mit Kanonen nach beiden Seiten geschossen, um mit der Reichweite dieser Kanonen eine Grenzlinie gegenüber den Franzosen festzulegen. Gambia ist ein flaches Land, dessen Höhe über dem Meeresspiegel zwischen 0 m und 53 m beträgt.
Klima
Das Klima ist tropisch mit einer ausgeprägten Regenzeit und Trockenzeit. Die Trockenzeit dauert von November bis Mai. Sie ist beeinflusst vom trockenen Nordost-Wind aus der Sahara, genannt Harmattan. Die Durchschnittstemperaturen steigen dabei auf Werte zwischen 21 und 27 Grad Celsius an, wobei Spitzenwerte bis über 40 °C erreicht werden können. Die relative Luftfeuchtigkeit bleibt im Bereich zwischen 30 und 60 Prozent. Aufgrund der globalen Erwärmung haben in Gambia Überflutungen und Stürme in den letzten Jahren stark zugenommen.
Gewässer
Gambia hat eine Küstenlinie von ungefähr 80 Kilometern Länge. Etwa 1300 Quadratkilometer, also 11,5 Prozent der Landesfläche, sind Wasserflächen. Davon trägt der Gambia-Fluss – einer der Hauptströme Afrikas – mit seinen Seitenarmen den Hauptanteil.
Flora
Die geographische Position des Landes, kombiniert mit den umfangreichen Feuchtgebieten, sorgt für eine große Anzahl verschiedenster Pflanzenarten. Ungefähr 530 verschiedene Pflanzenarten sind in Gambia bekannt. Der nördliche Teil des angrenzenden Senegal liegt in der Sahelzone, weiter im Süden Westafrikas schließt sich der tropische Regenwald (Guineazone) an. Die Übergangszone, in der auch Gambia liegt, nennt man Sudanzone. Feuchtsavanne ist der vorherrschende Vegetationstyp, wobei nördlich des Gambias die Vegetation spärlicher ist.
Nach der Landnutzungsstudie von 1998 waren etwa 45 Prozent der Landesfläche mit unterschiedlichen Waldtypen bedeckt. Allerdings betrug der Anteil geschlossenen Waldes („dense forest“, mit geschlossenem Kronendach) nur knapp 9 Prozent der Landesfläche, während etwa dreiviertel der Waldfläche als „Waldsavanne“ klassifiziert wurde. Weitere 32 Prozent der Landesfläche wurden als parkartige, offene Busch-Savanne bezeichnet, die meist saisonal beackert wird. Typischerweise werden bei der Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Fläche Einzelbäume bestimmter Baumarten auf den Feldern stehen gelassen; nämlich meist solche, die einen Wert als Lieferant von Früchten (z. B. „Buschmango“ (Cordyla pinnata), Baobab), Medizinalprodukten (z. B. „westafrikanisches Mahagoni“ Khaya senegalensis), Viehfutter (grünes Laub während der Trockenzeit, z. B. Anabaum (Faidherbia albida)) oder technische Fasern (z. B. Rinde des Baobab für die Herstellung von Seilen) haben. Die Waldsavanne kann man grob einteilen in eine Variante auf tiefgründigeren, besseren Böden mit höheren Niederschlägen (besonders in der West Coast Region und in der westlichen Hälfte der Lower River Region) und in eine Variante, die eher auf den flachgründigeren Plateaus mit niedrigeren Niederschlägen im Osten des Landes zu finden ist. Die häufigsten Baumarten sind Khaya senegalensis, Cordyla pinnata, Daniellia oliveri, Pterocarpus erinaceus und Prosopis africana. Auf den trockeneren Plateaus sind außerdem der rote Seidenwollbaum und Afzelia africana vertreten. Auf den besseren Standorten im Westen sind dagegen Anogeissus leiocarpa, Néré (Parkia biglobosa) und Sterculia setigera häufiger zu finden. Auf weiter Fläche ist die Waldsavanne durch Waldbrände, Überweidung und übermäßige Nutzung seit Jahrzehnten degradiert und in der Artenzusammensetzung stark verändert worden. Statt der ursprünglichen Artenvielfalt sind robuste Pionierpflanzen wie Terminalia macroptera und verschiedene Combretum-Arten vorherrschend geworden.
Über eine Strecke von gut 200 Kilometern von der Mündung landeinwärts finden sich, soweit der Einfluss des Salzwassers – der sogenannten Brackwasserzone – reicht, am Ufer des Gambia dicht verschlungene Mangrovenwälder. Weiter flussaufwärts sowie an einigen der meist kurzen Frischwasserzuflüsse, die zum Teil nur in der Regenzeit Wasser führen, finden sich an den Rändern der Fließgewässer Reste von immergrünem Galeriewald. Hier wachsen außer den meisten der für die Waldsavanne genannten Baumarten auch Ebenholz, Erythrophleum guineense, Milicia regia, sowie die Äthiopische Palmyrapalme (Borassus aethiopum) und zahlreiche Lianen. Typische Beispiele von Galeriewald sind im Abuko Nature Reserve und bei dem Ort Pirang in einem kleinen staatlichen Forest Park erhalten geblieben.
Entlang des Atlantiks erstreckte sich vor der Überbauung der Küste durch hauptsächlich touristische Infrastruktur ein Streifen von Küstenwald (Coastal Woodland), der besonders durch geschlossene Bestände der Äthiopischen Palmyrapalme gekennzeichnet ist. Weiterhin sind dort Allophyllus africanus, Malacantha alnifolia mit charakteristisch unrundem Stamm und der dornige Busch Fagara zanthoxyloides häufig vertreten. Ein gut erhaltener und geschützter Rest des typischen Küstenwaldes ist bei Bijilo zu finden.
Einige in Gambia nicht heimische Baumarten werden in größerem Maße angepflanzt. Insbesondere wurden Plantagen mit der aus Südostasien stammenden Gmelina arborea angelegt, beispielsweise im Nymbai Forest Park in der West Coast Region, wo eine kleine Sägewerks-Industrie entstanden ist. Diese schnellwachsende Baumart hat sich auch gut bewährt zur Pflanzung auf Feuerschutzstreifen und zur Markierung von unterschiedlichen Besitzverhältnissen in der Waldsavanne, weshalb in Reihen gepflanzte Gmelina ziemlich augenfällig entlang von Straßen und Wegen zu sehen sind. Weitere Baumarten, die in Westafrika nicht heimisch sind, aber in Gambia aus forst- oder landwirtschaftlichen Gründen regelmäßig angepflanzt werden, sind z. B. Teakbaum (Tectona grandis), Mango (Mangifera indica), Niembaum (Azadirachta indica) und Eukalyptusarten.
Fauna
Großwild wie Elefanten, Löwen oder Giraffen wurde im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den Kolonialherren und Wilderern ausgerottet. Dennoch bietet Gambia mit seinen umfangreichen Savannen- und Feuchtgebieten noch heute einer großen Anzahl von Tierarten Lebensraum.
Ungefähr 108 Säugetierarten, wie die verschiedenen kleine Antilopenarten, beispielsweise die Sitatungas oder die Buschböcke, sind hier heimisch. Primaten sind häufig anzutreffen, darunter Guinea-Paviane und Grüne Meerkatzen, aber auch Temminck-Stummelaffen und Husarenaffen. Erfolgreich hat man die letzten Schimpansen des Landes in ein Naturreservat übersiedelt.
Für die große Vielfalt der bunten Vogelwelt ist das Land bekannt. Über 540 Vogelarten sind in der Fachliteratur beschrieben – ein Drittel dieser Vögel sind Zugvögel.
Einst galt der Gambia als krokodilreichster Fluss Afrikas; heute sind in freier Wildbahn nur noch selten Krokodile anzutreffen, darunter das Nilkrokodil und das Stumpfkrokodil. Zu den Echsen gehört auch der bis zu zwei Meter große Nilwaran. Selten geworden, aber gefährlicher sind die Flusspferde, von denen oberhalb von Elephant Island noch ungefähr 100 Exemplare leben.
Die geschützte Küstenlinie ist ein beliebtes Laich- und Aufwuchsgebiet für diverse Fische. Delfine sind in der Flussmündung zu beobachten.
Bevölkerung
Ethnien
Bevölkerungsanteile in Prozent
39,5 % Mandinka
18,8 % Fulbe
14,6 % Wolof
10,6 % Diola
8,9 % Serahuli
2,8 % Serer
1,8 % Aku
0,8 % Manjago
0,7 % Bambara
1,5 % andere Ethnien
Stand: 1993
Die größte Bevölkerungsgruppe ist die der Mandinka mit einem Anteil von fast 40 Prozent, gefolgt von den Fulbe, den Wolof, den Diola und den Serahuli, die zusammen weitere 53 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Weniger als 8 Prozent gehören kleineren Minderheiten an.
Sprachen
Englisch blieb nach der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich 1965 offizielle Amtssprache. Der meiste Schriftverkehr wird auf Englisch abgewickelt.
Da in Gambia viele verschiedene Ethnien leben, die sich hauptsächlich durch ihre eigene Sprache definieren, sind die Gambier recht polyglott. Häufig sprechen sie mehrere Sprachen fließend oder können sich zumindest darin verständigen. Neun Sprachen sind hauptsächlich verbreitet, aber über zwanzig verschiedene Sprachen werden in dem kleinen Land gesprochen. Am weitesten verbreitet ist mit etwa 454.000 Sprechern das Mandinka aus der Gruppe der Mande-Sprachen. Topographische Bezeichnungen sind häufig in Mandinka. Das Wolof mit etwa 165.000 Sprechern hat die größte Verbreitung in Senegal und wird vor allem in der Küstenregion um Banjul und in der Kombo-St. Mary Area gesprochen. Wolof wird oft als Handels- und Geschäftssprache benutzt und diente auch in der Zeit der Konföderation Senegambia als Parlamentssprache. Das Fulfulde (oder Fulani) wird von etwa 263.000 Gambiern gesprochen.
Die arabische Sprache ist eine alte Schriftsprache im Gambia-Tal. Im Zuge des Transsaharahandels kamen schon seit dem 10. Jahrhundert nordafrikanische Händler zu den westafrikanischen Herrscherhäusern. Durch die Annahme des Islam wurde die arabische Sprache, die heute als Bildungssprache und Sprache der Religion gilt, auch in die Region südlich des Maghreb verbreitet. Durch die grenznahen Kontakte mit Senegal haben viele Gambier auch fundierte Französischkenntnisse. Gambier, die Kontakt mit dem Tourismus haben, besitzen oft zusätzlich Sprachkenntnisse in Deutsch, Niederländisch, Schwedisch oder Finnisch.
Religionen
Gambias Bevölkerung ist zu 90 Prozent muslimisch, 9 Prozent christlich und etwa 1 Prozent gehört traditionellen indigenen afrikanischen Religionen an.
Gambia verstand sich bis 2015 als ein weltlicher Staat, der den Respekt vor allen kulturellen und traditionellen Werten fördert. Es war in Gambia traditionell üblich, offizielle Veranstaltungen mit Gebeten eines muslimischen Imams und eines christlichen Geistlichen zu eröffnen. Am 11. Dezember 2015 erklärte Staatspräsident Yahya Jammeh jedoch Gambia zu einer „islamischen Republik“. Seine Kritiker wiesen darauf hin, dass es für seine Entscheidung keine „verfassungsmäßige Grundlage“ gebe.
Unter den indigenen Religionen findet sich der Voodoo. Im Gegensatz zum Voodoo-Kult in Haiti versteht sich der Voodoo in Westafrika in der Regel als eine weiße, heilende und gute Magie. Trotzdem werden gelegentlich Geschichten verbreitet, in denen jemand böswillig etwas mit Voodoo bewirkt haben soll. Es wurde beispielsweise ein Beschuldigter gelyncht, weil er angeblich einem anderen das Geschlechtsteil weggezaubert hatte.
Ein Tier mit mythologischer Bedeutung ist das Krokodil. Es gilt als heiliges Tier und Fruchtbarkeitssymbol. So sehen die Westafrikaner zum Beispiel im Vollmond – in der Mandinka-Sprache Bambo genannt – ein Krokodil. In den Dalasi-Banknoten ist dieses Tier als Wasserzeichen eingearbeitet.
Es gibt drei bekannte heilige Krokodilbecken, die unter anderem für den Tourismus betrieben werden. Das meistbesuchte ist das Heilige Krokodilbecken von Kachikally bei Bakau. Daneben gibt es Anlagen bei Barra und Allahein. Dort werden in langer Familientradition Krokodile aufgezogen, die dann die Besucher – sofern sie mutig sind – berühren dürfen. Dieses Berühren soll Glück und Fruchtbarkeit bringen. Auch das Wasser aus diesen Kultstätten wird für rituelle Zwecke benutzt.
Als Baum mit mystischer Bedeutung gilt der Affenbrotbaum Baobab.
Bildung
Der Alphabetisierungsgrad der Erwachsenen (über 15 Jahren) liegt 2015 bei 50,8 Prozent (zum Vergleich 2000: 36,8 Prozent) oder 55,5 Prozent. Nach Geschlechtern aufgeteilt sind das 63,9 Prozent der Männer und 47,6 Prozent der Frauen. Die Staatsausgaben für das Bildungswesen lagen 2018 bei 2,42 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (zum Vergleich 1985: 4,30 Prozent; 2004: 0,62 Prozent).
Das Schulsystem ist ans britische System angelehnt, eine Schulpflicht besteht in der Greater Banjul Area. Das Einschulungsalter liegt bei sieben Jahren in der Primary School, die sechs Schuljahre umfasst. Nach einem guten Abschluss folgt die fünfjährige Secondary High School. Danach ist der Weg offen für die zweijährige High School in Banjul. Dieser Abschluss berechtigt zum Besuch einer Universität.
In Serekunda gibt es die im Jahr 1998 gegründete Universität von Gambia, die 1999 ihren Lehrbetrieb aufnahm. Zuvor mussten die Studenten ins Ausland gehen, wenn sie ein Medizin- oder Agrarstudium beginnen wollten.
Demografie
Gambia hatte nach Berechnungen des nationalen Statistikamtes 2020 eine Einwohnerzahl von über 2,23 Millionen und wächst mit einer Rate von 2,9 Prozent pro Jahr. Dieser Wert ist im Laufe der Zeit angestiegen und erreichte im Jahr 1993 den Zenit mit 3,88 Prozent. Seitdem sinkt die Wachstumsrate wieder. Bei einer Fläche von 10.689 Quadratkilometern macht das eine Bevölkerungsdichte von 209 Einwohnern pro Quadratkilometer. Größter Ballungsraum ist die Kombo-St. Mary Area.
Die Bevölkerungsstruktur zeigt den für ein Entwicklungsland typischen Aufbau, was man in der leichten Pagodenform in der Alterspyramide erkennen kann. So macht zum Beispiel die Altersgruppe der bis 14-Jährigen einen Anteil von 44 Prozent aus. Die Gruppe der Alten hat nur einen Anteil von unter 3 Prozent. Die restlichen 53 Prozent sind die Einwohner zwischen 15 und 64 Jahren. In der Altersstruktur ist kein Ausschlag zu erkennen, der auf gesellschaftliche Veränderungen wie zum Beispiel Kriege, Katastrophen oder einen Pillenknick hindeutet.
In Gambia liegt das mittlere Alter (Median) bei 17,7 Jahren (♂ 17,6 / ♀ 17,8). Man kann für die im Jahr 2015 Geborenen von einer Lebenserwartung von 60,3 Jahren ausgehen (♂ 59,1 / ♀ 61,6). Die Todesrate beträgt 12,3 Sterbefälle pro Jahr und 1000 Einwohner. Die Geburtenrate beträgt 38,1 Geburten pro Jahr und 1000 Einwohner. Dabei liegt die durchschnittliche Kinderzahl bei 5,15 Geburten pro Frau.[18] Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 71,6 Todesfällen pro 1000 Geburten (♂ 78,1/♀ 64,9).
Das Land verzeichnete eine positive Einwanderungsrate, die bei 1,29 Einwanderern pro 1000 Einwohner liegt. Im Jahre 2017 waren 9,8 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[20] Die Gründe liegen wohl in den wirtschaftlichen Verhältnissen, die besser sind als in Guinea und Guinea-Bissau; auch aus Ghana gibt es viele Immigranten. Seit 2015 hat sich jedoch auch die Auswanderung beschleunigt; allein unter den in Italien im Jahr 2015 angekommenen Bootsflüchtlingen waren etwa 8500 Gambier.
Gesundheit
Die Staatsausgaben für das Gesundheitswesen, gemessen an dem Anteil am Bruttoinlandsprodukt, betrugen 1990 2,2 Prozent, stiegen bis 2000 auf 6,6 Prozent und sind danach wieder auf 3,2 Prozent im Jahr 2018 gesunken.
Erfolgreiche Programme zur AIDS-Bekämpfung sorgten dafür, dass die AIDS-Rate in Gambia rückläufig ist. Sie lag 2020 bei rund 2 Prozent, was im Vergleich mit dem subsahara-afrikanischen Durchschnitt von 9 Prozent besonders niedrig ist. Auch das Malaria-Kontroll-Programm Gambias gilt als vorbildlich für ganz Westafrika.
Durch die neue Universität ist es nun auch möglich, Ärzte im eigenen Land auszubilden.
Text und Abbildungen: Wikipedia und Detlef Steinweg